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  • AutorenbildPhilipp Kürth

Die Logik juristischen Denkens im OS - der eLegal-Workshop zur Vertragsautomatisierung mit LAWLIFT

Aktualisiert: 23. Okt. 2019

„Jungen Menschen, die sich für technische Neugestaltungen begeistern, muss man den Freiraum hierfür geben. Das klassische Studium wirkt hiergegen eher wie ein Korsett.“ – So nicht nur die Ansicht von Dr. Christian Nordholtz, Partner und Standortleiter bei KPMG Law Hannover. Auch die junge studentische Initiative eLegal aus Göttingen, deren Kooperationspartner KPMG Law ist, teilt diese Intention. Getreu einer praxisnahen Weiterbildungspolitik für Studierende im Bereich Legal Technology veranstalteten die Organisatoren am 05.10. in den Hannover Räumlichkeiten des Wirtschaftsberatungshauses einen Workshop zur automatisierten Vertragserstellung.


Ihre Bestimmung verfolgt die studentische Initiative auch über die Pforten der eigenen Georg-August-Universität hinaus: „Uns war es wichtig, dass nicht nur Studierende aus Göttingen an unserem ersten Workshop teilnehmen“, stellt Gründer und Vorstandsvorsitzender Steffen Kootz klar – eine Ambition, aufgrund derer auch ich aus Berlin anreisen und in den Genuss der Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Legal Tech-Enthusiasten kommen durfte.


Offen für den immerwährenden Lernprozess

Der Samstag war geprägt durch eine Fülle von Impulsen zur schon gegenwärtigen und zur künftigen juristischen Arbeit mit Software und digitalen Lösungen. Nach einer Begrüßung und Vorstellung der Initiative eLegal erklärte Dr. Nordholtz die Haltung von KPMG Law, welche die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration digitaler Strukturen ist: Auch KPMG sei offen, stets Neues von eLegal zu lernen.


Der Global Head of Legal Tech von KPMG, Philipp Glock, erläuterte den Treiber für diese Notwendigkeit der ständigen Lernbereitschaft: Kanzleien, Rechtsdienstleister und ihre Geschäftsmodelle stehen unter Druck. Dieser geht von neuen Herausforderungen beim Recruiting, gesetzlichen Regularien und der Digitalisierung aus. Letztere entfaltet ihr Potenzial in Verbindung mit einer Erwartungshaltung globalisierungs-geprägter Mandanten, die sich auf die Forderung „more for less“ komprimieren lässt. Ein Verlangen nach pauschal bepreisten Legal Services macht sich bemerkbar; Abrechnungen über intransparent aufaddierte Arbeitsstunden zu hohen Sätzen werden nicht mehr bereitwillig beglichen.


Philipp Glock stellte weiter dar, wie das Beharren auf alten Strukturen und Preismodellen in der rechtlichen Beratung mangels Effizienzsteigerung in eine Sackgasse führt. Und weshalb das Thema Legal Tech bei KPMG auf zwei Säulen fußt: Der internen Effizienzsteigerung und dem Mehrwert für die Mandanten. Durch das bloße Einstellen von mehr Man-Power könne man dem Kostendruck nicht begegnen. Es gehe bei der Sensibilisierung für Legal Tech aber auch um mehr, als nur die neueste Technologie stupide anzuwenden. Die Vereinfachung bzw. Beschleunigung von internen Arbeitsabläufen oder anwendbare technische Lösungen für die eigenen Mandanten müssten das klar fassbare Ergebnis der digitalen Umgestaltung einer Kanzlei oder Rechtsabteilung sein. Das um die Technologie bestehende Rahmenwerk aus strategischer Ausrichtung und Prozessgestaltung muss die Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung von Legal Tech bieten.


Ein Softwaremodell mit dem Potenzial, eine Branche zu verändern


Vor dem Startschuss für den Kernbestandteil des Workshops – der Erstellung einer Vorlage zur automati-sierten Vertragsgenerierung – führte Dr. Steffen Bunnenberg, Gründer und Geschäftsführer von LAWLIFT, in die Software ein. Nach ganzen 15 Minuten war das Vorgehen erklärt – nicht, weil das Programm trivial, sondern intuitiv ist.


Noch vor der Mittagspause machten sich die Teams mit ihrem Arbeitsauftrag und dafür bereitgestellten Muster-NDA- und Geschäftsführungsverträgen vertraut. Die Workshopteilnehmer fanden sich in Kleingruppen von á vier Leuten zusammen, die die Organisatoren im Vorfeld zusammengestellt hatten und die nun im Wettbewerb der Vertragsvorlagen-Erstellung gegeneinander antreten sollten. Mit Rat zur Seite standen jedem Team ein Coach in Form eines Anwalts von KPMG, sowie Dr. Bunnenberg und Johannes Wagner von LAWLIFT für technische Fragen.


Die weiteren fünf Stunden des Workshops verflogen schnell. Nach einer Stärkung bei regem Austausch zum Mittag, der heißen Gruppenarbeitsphase, einer Ladung Pizza als zweite Stärkung und viel Kaffee zwischendurch ergriff Dr. Bunnenberg noch einmal das Wort. Er teilte die Perspektive zu den Potenzialen der Software und daraus resultierenden Geschäftsfeldern, sowie Einblicke zu der Frage, was zur erfolgreichen Gründung eines Startups dazugehört. Im Falle von LAWLIFT war dies unter anderem die Erfahrung, dass der Austausch zwischen Softwareentwicklern und Juristen, die über Deutsch kommunizieren, dem Spiel Stille Post sehr nahekommt. Daran anknüpfend stellte er der „Herausforderung Digitalisierung“ das Potenzial der Technologie für tech-affine Juristen gegenüber. Das Internet biete mit Onlinekursen die Möglichkeit, heute gängige Programmiersprachen ohne Informatikstudium zu lernen und für die Entwicklung eines Softwareprogramms nicht auf spezialisierte Developer angewiesen zu sein.


Nach der Prämierung der besten Vorlagen für die Vertragserstellung und Dankesworten an die Anwälte, die ihren Samstag für technik-vernarrte Studierende geopfert hatten, ließen alle den Tag bei Gesprächen, Drinks und Kicker in den KPMG-Räumen ausklingen. Mit den Ergebnissen des Workshops schienen alle – einschließlich der seit 06:00 Uhr tüchtigen Organisatoren – zufrieden. Gemeinsam konnten wir auf eine produktive Arbeitsphase mit einer angenehmen Länge, eine „perfekte Balance zwischen theoretischer Einführung und Praxisanwendung“ zurückschauen. In den Worten von Dr. Nordholtz: „Mega!“


Was hängen bleibt...

Die Kanzleien stehen vor der Zwickmühle, ihre Services an die Erwartungen ihrer Mandanten im digitalen Zeitalter anzupassen. Das Feld des „New Law“ wird gegenüber dem bisherigen Tätigkeitsbereich von Rechtsdienstleistern, dem „Core Law“, noch stark zunehmen und künftig wohl den Großteil des im Rechtsmarkt generierten Umsatzes ausmachen.

Glück also für uns zukünftige Juristinnen und Juristen, Softwareentwicklerinnen und -entwickler, dass es Workshops wie solche von eLegal gibt. Sie vermitteln die Skills und Tools, die die zukünftige Rechtsbranche prägen werden.




Interessierte Studierende, die sich für das Thema Legal Innovation begeistern, ihre digitalen Kompetenzen erweitern und an Legal Tech-Workshops oder -Treffen teilnehmen möchten, können sich auf der Website von eLegal über Veranstaltungen der Initiative informieren.

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